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Reformationsfenster

Nachricht 01. Dezember 2021
Foto: Marc Blessing

Die Marktkirche kann nach gerichtlichem Vergleich das umstrittene Reformationsfenster des Künstlers Markus Lüpertz einbauen.

Das Oberlandesgericht Celle hat am 30.11. über die Berufung im Streit um das Reformationsfenster in der Marktkirche verhandelt. Das Gericht machte klar, dass es der Argumentation der Marktkirchengemeinde folgen würde und schlug einen Vergleich vor, den beide Parteien angenommen haben. Demnach kann die Marktkirchengemeinde das Fenster jetzt einbauen. Sie verpflichtet sich allerdings, mit einem Schild auf die ursprüngliche Konzeption des Architekten Dieter Oesterlen hinzuweisen. Oesterlen wollte durch eine bewusste Gestaltung des Kirchenraumes „die großartige Einfachheit“ der spätgotischen Hallenkirche betonen, heißt es darauf. Weiter wird dort stehen, dass das Reformationsfenster nachträglich eingebaut wurde und in Kontrast zu der schlichten Architektur Oesterlens steht. Diese Vereinbarung ist Teil des Gesamtvergleichs, durch den der Rechtstreit jetzt beendet wurde.

Das rund 150 000 Euro teure und 13 Meter hohe Reformationsfenster soll im kommenden Jahr in die Fensterreihe an der Südwand der Kirche eingebaut werden. Es zeigt eine große weiße Figur, die auf Martin Luther verweisen soll. Neben Motiven mit Bezug zur Reformation sind noch fünf große schwarze Fliegen als Symbole des Bösen und der Vergänglichkeit dargestellt.

 „Für mich bildet das Fenster die Nöte unserer Zeit ab, es ist eine in Glas gesetzte Predigt“, sagt Stadtsuperintendent Rainer Müller-Brandes. „Kirchen sind keine Museen, sondern auch Orte der Auseinandersetzung und des Dialogs. Das wird eine bleibende Aufgabe sein“. Martin Germeroth, Vorsitzender des Kirchenvorstandes der Marktkirche weist darauf hin, dass das Reformationsfenster aufgrund eines Beschlusses des Kirchenvorstandes aus dem Jahr 2018 erworben wurde. Von Anfang an habe es auch kritische Stimmen gegeben. „Wir wissen, dass die Aufgabe der Verständigung auch mit dem Einbau des Reformationsfensters in die Marktkirche nicht beendet sein wird“, sagt der Kirchenvorstandsvorsitzende. „Selbstverständlich werden wir uns auch weiter um Vermittlung bemühen und keine Auseinandersetzung um dieses Kunstwerk scheuen. Wir sind zuversichtlich, dass das Reformationsfenster eine Bereicherung für diesen Gottesdienstraum ist und von den Hannoveranerinnen und Hannoveranern schon bald als integraler Bestandteil der Marktkirche angenommen werden wird.“ Für Marc Blessing, Pastor an der Marktkirche, erzählt das Fenster „Glaubens-Geschichte auf modern-widerspenstige Weise. Das Reformationsfenster, wie immer man zu ihm stehen mag, löst ein, wozu Kirchenfenster dieses Formats da sind: zur kritischen Auseinandersetzung mit zentralen Inhalten des Glaubens“, sagt Blessing. „Kirchen sind Häuser aus lebendigen Steinen. Ihre Veränderungen sind notwendig, um den Blick auf das Wesentliche freizulegen und zur immer neuen Kontemplation der alten existentiellen Fragen einzuladen.“

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