In den kommenden Wochen (15.07.-19.08.2022) werden jeden Freitag um jeweils 18:15 Uhr, nach dem Viertelstundenschlag, in alter Tradition Posaunen und Trompeten vom Marktkirchenturm zu hören sein.
In Zusammenarbeit mit dem Landesposaunenwart der Stadt Hannover, Henning Herzog, wollen die ehrenamtlich Turmführenden der Marktkirche, im Zuge der Sommeraktion „Bewegungs(t)räume“ der Stadt Hannover und der interaktiven Ausstellung Steine im Wandel in der Marktkirche, bei der an einem Labyrinth mitgebaut werden kann, auch an die Geschichte des Spielmanns auf dem Marktkirchenturm erinnern.
So soll in alter Tradition ein akustischer Hauch mittelalterlicher Atmosphäre wieder aufleben, der vom Marktplatz und den umliegenden Straßen genossen werden kann.
Spielmann, Tornemann, Stadtmusicus oder auch Ratspfeiffer wurde der vom Rat der Stadt Hannover im Mittelalter angestellte Musiker genannt. Er erfreute die Kirchengemeinde beim Gottesdienst mit christlichen Lobgesängen und hatte den Landesherren „anzublasen“, wenn dieser die Stadt besuchte.
Zusammen mit seinen Gesellen und den Turmwächtern lebte er oberhalb der Glockenebene und war, in Kombination mit dem höchsten Bauwerk der Stadt, so etwas wie der mittelalterliche Vorläufer eines heutigen Musik-Streaming Dienstes.
Nur der Spielmann besaß in Hannover das Recht, in der Stadt Musik zu machen. Für bare Münze wurde zu Hochzeiten und anderen privaten Feierlichkeiten aufgespielt und gute Laune verbreitet.
War ein geliebtes Familienmitglied gestorben, ließen dessen Angehörigen vom Spielmann Trübsal vom Turm der Marktkirche blasen. Eine traurige Melodie begleitete den Verstorbenen auf seinem letzten Gang.
Konnten die Nachkommen sich den Spielmann für das „Trübsal blasen“ nicht leisten, so musste der Verblichene seine letzte Reise „sang und klanglos“ antreten.
Henrik Wilde