Die Kaufleute, die mit ihrem ökonomischen Geschick den Reichtum der Stadt befördert hatten, dominierten den Rat der Stadt und hatten damit auch die politische Macht in der Stadt. Der Rat hatte die Aufsicht über die Schulen und die Spitäler inne und übte die Niedergerichtsbarkeit aus.
Trotz der Androhung von hohen Geld- und Gefängnisstrafen bezogen die Anhänger der lutherischen Lehre die verbotenen Schriften über gut vernetzte Buchhändler. Nachrichten über die Reformation kursieren in konspirativen Zirkeln der Kaufleute und Handwerker. Manch frommer Bürger pilgerte sonntags eigens nach Döhren, um dort, im Einzugsbereich des Fürstentums Lüneburg, lutherische Predigten zu hören. Der Rat der Stadt jedoch hielt treu zum Herzog Erich I. von Calenberg, der wiederum ein unbeirrter Anhänger des katholischen Kaisers war.
Ab 1532 war es mit den Heimlichkeiten vorbei, als die Bürger, die im Rat stark unterrepräsentiert waren, Mitbestimmung in religiösen Grundfragen forderten. Nach langen, zähen und unbefriedigenden Verhandlungen mit dem Rat schwur die am 26. Juni 1533 auf dem Marktplatz versammelte Bürgerschaft, dass man mit göttlicher Hilfe…
„…bei der evangelischen Lehre bleiben und alles, was daraus an Unannehmlichkeiten entstehen sollte, gemeinsam ertragen“ …
…wollte. Das Gemälde von Ferdinand Hodler ‚Einmütigkeit’ im Hodler-Saas des Rathauses zeigt diesen Moment. Die Reformation ‚von unten‘ hatte in Hannover gesiegt.
Kurz darauf setzten sich fast alle Ratsmitglieder, Geschworene und Beamte nach Hildesheim ab. Die provisorische Regierung versuchte die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Doch der Zorn der vorausgegangenen Jahre machte sich mit Anarchie und Vandalismus Luft. Herzog Erich I. verschärfte die Lage, als er durch Straßensperren die Stadt von der Lebensmittelzufuhr abschnitt.
„Damals hangete Hannover am siden Faden“, schrieb der spätere Bürgermeister Berckhusen.
Doch nach einem halben Jahr war der Sturm vorüber. Hannover hatte eine neue Ratsverfassung und neue Köpfe im Rat. Die Stadt erkaufte sich von ihrem Landesherren Erich I. für 4000 Gulden die Religionsfreiheit. Am 31. August 1534 war das Kapitel Reformation in Hannover endgültig abgeschlossen.
1536 wurde die von Urbanus Rhegius entworfene Kirchenordnung erlassen. Nach Herzog Erichs I. Tod 1540 übernahm zunächst seine Witwe Elisabeth von Calenberg die Regierung für ihren noch minderjährigen Sohn Erich II. und setzte mit dem von ihr ernannten Landessuperintendenten Antonius Corvinus die Reformation im übrigen Fürstentum durch.