Profil der Marktkirche

Weithin sichtbar begrüßt Sie die Wahrzeichenkirche Hannovers. Sie steht als Gasthaus Gottes den Bürgern der Stadt und den Besuchern aus aller Welt offen. Wir laden Sie ein, unsere Kirche als Ihren persönlichen Ort zu entdecken.

Erkunden Sie ihre über 750 Jahre alte Geschichte. Erleben Sie in Gottesdiensten oder Konzerten, welche besondere Bedeutung der Musik in der Marktkirche zukommt. Lassen Sie durch vielfältige Veranstaltungen Ihre Neugier wecken. Lernen Sie das Leben der Gemeinde kennen. Finden Sie Ihren Raum für Andacht und Gebet.

Besuchen Sie eine großartige Kirche.

Foto: Hans-Ulrich Kreisel

Die Marktkirche St. Georgii et Jacobi...

  • ist eine offene Citykirche. Die Bürger*innen der Stadt und ihre Gäste aus dem In- und Ausland dürfen sich hier zuhause fühlen, ob sie nun evangelisch, katholisch, jüdisch, muslimisch oder anderer Konfessionen und Religion sind.
  • ist in einem modernen Sinn ein Gottes-Haus. Hier gibt die christliche Religion Menschen ein seelisches Zuhause und einen Ort der Ruhe und des Austausches im Gottesdienst, im Alltag ohne spezielle Veranstaltung und bei besonderen Gelegenheiten.  
  • ist nicht nur eine Stätte gelebter Ökumene, auch der interreligiöse Dialog ist hier zuhause. Diskussionsrunden, Vorträge, Mahnwachen etc. machen diesen Dialog lebendig. Auch in den Gottesdiensten wird die Gemeinsamkeit der Religionen immer wieder thematisiert und durch die Mitwirkung der Vertreter anderer Religionen regelmäßig bereichert.
  • ist Gemeindekirche. In Freude und Trauer ist sie Treffpunkt und Halt für die Menschen in der Großstadt. Hier predigen der Pastor der Marktkirche, der Landesbischof und der Stadtsuperintendent.
  • engagiert sich stark für diakonische Aufgaben und Projekte. Mit den Kollekten der Gottesdienste unterstützt sie z.B. kontinuierlich den Mecki-Laden, ein medizinisches Hilfsangebot für Obdachlose. Der Diakoniebeauftragte des Kirchenvorstandes kümmert sich um weitere konkrete Bedarfe.
  • ist engagierte und selbstbewusste Bürgerkirche. Hier setzten 1533 die Bürger der Stadt die Reformation in Hannover durch. Regelmäßig begrüßen wir herausragende Theologen-Persönlichkeiten. Zweimal im Jahr predigen hier die Bürger*innen der Stadt.
  • ist Ratskirche und Kirche des Landtages. Der Rat der Stadt Hannover übt seit 1574 das Patronat über die Marktkirche aus. Ein Vertreter des Rates ist Mitglied im Vorstand der Kirchengemeinde.
  • ist Raum für die Bildende Kunst. Zahlreiche und vielfältige Ausstellungen bereichern die Gemeinde ebenso wie die Stadtgesellschaft. Installationen, Skulpturen, Tafelbilder, Performances geben viel Diskussionsstoff. Auch politisch relevanten Themen wie der Migration wird Raum gegeben.
  • ist ein Ort höchst lebendiger und profilierter Kirchenmusik. Bachchor und Kantorei St. Georg realisieren Aufführungen auf höchstem Niveau, wirken aber auch wesentlich im Gottesdienst mit. Der Kinder- und Jugendchor bildet den Nachwuchs aus und wirkt ebenfalls prominent im kirchenmusikalischen Leben mit.
Foto: Hans-Ulrich Kreisel
Foto: Hans-Ulrich Kreisel

Ausführliche Informationen zu Veranstaltungen und Dienstleistungen

Wir für Sie

Der Landesbischof

Foto: Jens Schulze

Am 26. März 2011 wurde Ralf Meister in der Marktkirche in das Amt des Landesbischofs der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers eingeführt. Er ist damit leitender Geistlicher der größten Landeskirche der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Regelmäßig predigt der Landesbischof in der Marktkirche; beispielsweise zu Ostern und an Pfingsten, am Israelsonntag im August, am Reformationstag im Oktober und an Heiligabend.

Die Ratskirche – das Patronat der Stadt

Die Einrichtung des Patronats entstand im Mittelalter und bezeichnet die Fürsorgepflicht eines Adeligen oder einer Stadt für eine Kirche. Der Patron oder die Patronin hat das Recht auf einen Sitz im Kirchenvorstand und bestimmt mit über die Besetzung von Pfarrstellen.

Diese besondere Verbundenheit des Rates mit der Hauptkirche der Stadt zeigt sich auch in der Kostenteilung bei größeren Baumaßnahmen an der Marktkirche, wie z.B. Dacharbeiten. Das Bronzeportal des Westeingangs von Gerhard Marcks war 1959 eine Stiftung der Stadt Hannover zum 600jährigen Bestehen der Marktkirche.

Die Stadt Hannover übt seit 1574 das Patronat über die Marktkirche aus. Seit Februar 2020 gehört die Stadträtin Konstanze Beckedorf dem Kirchenvorstand als Patronatsvertreterin an.

Von Konstanze Beckedorf, Dezernentin für Kultur, Herrenhäuser Gärten und Sport und Mitglied im Kirchenvorstand der Marktkirchengemeinde

Das Kirchenpatronat für die Marktkirche auszuüben, stellt die Patronin oder den Patron in eine lange Reihe illustrer Persönlichkeiten. Die Schirmherrschaft, die im frühen Mittelalter von den Grafen von Roden ausgeübt wurde, ging Mitte des 14. Jahrhunderts auf die welfischen Herzöge über. Sie bedeutete Schutz und Schirm und war in erster Linie ein Herrschaftsrecht. Im Falle eines Kirchenpatronats hieß dies vor allem, ein gewichtiges, meist das entscheidende Wort in der Frage der Besetzung von Kirchenstellen zu sprechen. Der präsentationsberechtigte Patron schlug ihm als geeignet erscheinende Kandidaten vor und macht sich auf diese Weise deren meist adlige Familien gewogen. Für die Besoldung der Pfarrer wurden die Ausstattung einer Kirche in Form von Land- und Immobilienbesitz oder Einnahmen (z. B. Pacht) verwendet. Weil es nur einen „richtigen“ Glauben gab, übten Laien im Mittelalter auf diese Weise Einfluss auf die Kirchen aus, ohne dabei in zu große Diskrepanz zur offiziellen Kirchenpolitik zu treten.

Erst mit der Reformation, als sich z. B. die Einwohner von Hannover mit ihrem katholischen Herzog Erich I. von Braunschweig-Lüneburg hinsichtlich des neuen Glaubens und der Rechte und Pflichten an den Kirchen auseinandersetzen mussten, veränderte sich dies. Dem Rat wurde schnell deutlich, dass er die Patronatsrechte dringend gewinnen musste. Trotzdem dauerte es gut 40 Jahre, bis Bürgermeister und Kämmerer eine Belehnung durch Erich II. von Braunschweig-Lüneburg erlangten. Für die förmliche Übertragung zahlte die Stadt immerhin 4.000 Goldgulden. Im Kämmereiregister von 1574 heißt es: „Dem Landesfürsten unserm gnedigen Hern gegen die gnedige belehnung der beiden pfarren Egidii und Georgii erlegt 4.000 Goltfl.[Florin]“. In den folgenden Jahrhunderten musste sich der Rat diese Rechte von jedem neuen Herzog und ab 1714 von den britisch-hannoverschen Königen immer wieder neu bestätigen lassen. Von Herzog Friedrich Ulrich, der die Lehnsurkunde 1615 für den Bürgermeister Müller und den Kämmerer Evers ausstellen ließ, bis zu Georg III. im Jahre 1764 sind diese Urkunden noch heute im Stadtarchiv zu bewundern. Mit Erstaunen liest man über die aus „Affection und Zuneigung“ übertragenen Rechte an „Gerechtigkeiten, Pertinentien und Einkommen, an Ländereien, Meyerhöfen, Wiesen, Fischereyen, Gärten“, die detailliert beschrieben sind: Unter anderem werden in der Urkunde „Sechzig Schweine zu voller Mast, und zu halber Mast dreißig Schweine … item vier Scheffel Rocken, vier Scheffel Gersten“ aufgeführt.

Mit der Übertragung des Patronats konnte der Rat nun selbst Empfehlungen für die Prediger und weitere Stellen aussprechen, diese mit sog. „Ratsverwandten“ besetzen und über die Einnahmen aus dem Kircheneigentum verfügen. Daneben hatte er selbstverständlich für den Kirchenbau und die Ausstattung Sorge zu tragen. Aus dem Stadtsäckel wurden z. B. zum 200-jährigen Reformationsjubiläum 1733 nicht nur Malerarbeiten finanziert, sondern außerdem die Orgel renoviert und vergrößert. Aus dem 20. Jahrhundert stammen Akten wie der Brief des Stadtsuperintendenten Flügge vom 20. März 1968 an die „Landeshauptstadt Hannover Abt. Sonderbauten durch den Patronatsvertreter Stadtschulrat Dr. Harde“ mit der Bitte, die „Kosten auf Grund des Patronatsrechtes“ für einen vom Kirchenvorstand beschlossenen, dringend notwendigen Instandhaltungsanstrich der Stahlkonstruktion im Turm der Marktkirche zu übernehmen.

Heute lebt das Patronat besonders durch die enge Zusammenarbeit der Landeshauptstadt Hannover mit der Marktkirchengemeinde, z.B. im Bereich der Arbeit für die wohnungs- und obdachlosen Menschen in unserer Stadt oder kultureller Angebote. Als Patronatsvertreterin bin ich Mitglied im Kirchenvorstand. Dadurch bin ich in die Arbeit der Marktkirchengemeinde direkt eingebunden und darf sie auch mitgestalten. So wird das Patronat heute sehr gleichberechtigt und partizipativ gelebt, bis hin dazu, dass ich auch in den Gottesdiensten aktiv als Lektorin eingebunden bin. Dies erfüllt mich mit besonderer Freude, dokumentiert es doch die gelebte Verbindung zwischen dem Patron Landeshauptstadt und der Marktkirchengemeinde.  

Hannover, im Mai 2021

Kirche des Niedersächsischen Landtages

Die Marktkirche steht in direkter Nachbarschaft des Landtages. Geistliche Festakte des Landtags finden ganz selbstverständlich in der Marktkirche statt. So 2017 die ökumenische Andacht zur Wiedereröffnung des umgebauten Landtagsgebäudes oder alljährlich die feierliche Eröffnung der Sitzungsperiode.

Ebenso wie die Marktkirche wurde auch das Landtagsgebäude nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges durch den Architekten Dieter Oesterlen wieder aufgebaut.

Beide Häuser verbindet seit 2018 „Landtags Lüttje“, die Kindertagesstätte des Landtages in der Trägerschaft der Marktkirche.

Das Patrozinium der Marktkirche

Die Marktkirche St. Georgii et Jacobi steht unter dem Schutz, dem Patrozinium, von zwei Titularheiligen. Bilder und Skulpturen des heiligen Georg und des heiligen Jakobus finden sich an mehreren Orten in der Marktkirche.

Der Schutzheilige der romanischen Vorgängerkirche der Marktkirche war der Heilige Georg, der Drachentöter. Der Legende nach tötete Georg um 300 n.Chr. ein Untier, das ein ganzes Dorf terrorisiert hatte. Zum Dank ließen sich alle Bewohner taufen. Als Georg in der Folge erleben musste, dass die Menschen wieder vom christlichen Glauben abfielen, zerschlug er ihre Götzenbilder. Dafür erlitt er das Martyrium. Diese Geschichte des Heiligen Georg wird anschaulich auf den Chorfenstern dargestellt.

Um das Jahr 1320 herum begann am selben Ort der Bau der heutigen gotischen Hallenkirche. Für sie wurde zusätzlich der Schutzheilige der Kaufleute und Wallfahrer, der Apostel Jakobus, der Ältere, erwählt. Der Legende nach predigte und missionierte Jakobus in Spanien. Dort erlitt er das Martyrium, weil er sich weigerte ein Götzenbild anzubeten. Sein Grab wurde später in Spanien entdeckt und zur berühmten Pilgerstätte Compostela. Auch die Geschichte des heiligen Jakobus ist auf den Chorfenstern dargestellt.

Das Patrozinium darf nicht mit dem Patronat verwechselt werden.

Ein Rundgang durch die Marktkirche

Wir laden Sie ein den Kirchenraum im eigenen Tempo zu erkunden. Lassen Sie sich treiben und halten Sie inne an den Orten, die Ihre Sinne und Ihre Seele berühren. Informationen zu den Ausstattungsgegenständen der Marktkirche finden Sie in den folgenden Menüpunkten.

Foto: Hans-Ulrich Kreisel

Wer die Marktkirche durch das Hauptportal betritt, die Turmhalle durchschreitet und die Glastür hinter sich lässt, dem öffnet sich der weite harmonische Sakralraum der fünf-jochigen gotischen Hallenkirche. Zwei Säulenreihen trennen das Hauptschiff von den Seitenschiffen im Süden und Norden, jeweils überspannt von fünf Kreuzrippengewölben.

Der Blick des Besuchers folgt dem Mittelgang bis zum Hauptchor. Die Kirche ist nach Osten ausgerichtet. Im Westen liegt das Portal. Erhöht im Osten steht der Altar, in der Richtung der aufgehenden Sonne. Im Osten ist das Licht und das Licht ist Jesus Christus.

Schon der erste Blick verrät, dass es sich um eine evangelische Kirche handelt:

  • im Eingangsbereich evangelischer Kirchen gibt es kein Weihwasserbecken. Bei uns werden keine Dinge geweiht, d.h. gesegnet, sondern ausschließlich Menschen. Doch auch in evangelischen Kirchen spricht nichts dagegen, sich am Eingang zu Bekreuzigen.
  • Im Altarraum fehlt das Tabernakel, das in katholischen Kirchen immer zu finden ist. Im Tabernakel werden die gewandelten Hostien aufbewahrt, die bei der Messe übrig blieben. Wenn das "ewige Licht" am Tabernakel leuchtet, ist es nicht leer. Das beim evangelischen Abendmahl verwendete Brot erfährt keine Wandlung. Nicht eingenommenes Brot bleibt normales Brot und wird nicht besonders aufbewahrt.
  • Die Kanzel (11) ist das Hauptmerkmal einer evangelischen Kirche. In der Marktkirche ist sie an der vorderen rechten Säule angebracht. Von der Kanzel wird im Gottesdienst die Predigt gehalten. Die Pastorin oder der Pastor legen dabei einen Text der Heiligen Schrift aus.
  • Beichtstühle, die katholische Kirchenräume prägen, gibt es in einer evangelischen Kirche nicht. Die Beichte ist hier nicht rituelle Pflicht und kein Sakrament. Die Beichte geschieht in der evangelischen Kirche in der Regel im unmittelbaren seelsorglichen Gespräch. In der Marktkirche haben Sie jederzeit die Möglichkeit für ein Seelsorgegespräch mit einem Pastor oder einer Pastorin.
  • Bilder und Statuen in evangelischen Kirchen verzichten auf Mariendarstellungen und Porträts von Heiligen und Päpsten oder Kreuzwegstationen. Jedoch finden sich immer Bilder und Skulpturen der Reformatoren. Schauen Sie bei Ihrem Rundgang, ob Sie in und an der Marktkirche Darstellungen der Reformatoren Marin Luther und Antonius Corvinus finden.

Der wertvollste Schatz der Marktkirche sind die Farbverglasungen in den drei östlichen Fenstern des Hauptchores, unmittelbar hinter dem Hauptaltar. Das Alter der Scheiben ist unterschiedlich.

Von den dreißig farbigen Scheiben des mittleren Chorfensters gehören unten zwei und oben acht dem 19. und 20. Jahrhundert an. Die mittleren 20 Scheiben entstanden vermutlich um 1340. Sie sind in drei vertikalen Bahnen angeordnet.

In der linken Bahn wird – von unten nach oben – die St. Georgs Legende erzählt, die mit „Georg mit der (1) Prinzessin und dem Drachen vor dem lybischen Königspaar“ beginnt. Dann folgen: (2) Georgs Predigt vor der königlichen Familie – (3) Georg tauft die königliche Familie – (4) Georg zerschlägt ein Götzenbild – (5) Georg wird mit Hacken gefoltert – (6) Georg sitzt im Kessel voll Blei inmitten der Flammen – (7) Georg soll gerädert werden. Die Erzählung endet oben mit (8) „Georg wird enthauptet“.

Szenen aus dem Jacobus-Zyklus sind in der rechten Bahn wiedergegeben. Die untere Scheibe ist eine zufällige Komposition mit Fragmenten aus verschiedenen Scheiben. Darüber beginnt die Jacobuserzählung mit der (1) „Predigt des Jacobus“, der durchgehend mit einem gelben Gewand dargestellt ist. Anschließend kommen: (2) Die Geister bringen den Zauberer Hermogenes vor Jacobus – (3) Jacobus weigert sich, vor dem gestürzten Götzenbild zu beten – (4) Jacobus wird die Zunge herausgerissen – (5) Dem auf dem Tisch gefesselten Jacobus wird die Zunge abgeschnitten – (6) Jacobus wird enthauptet, zwei Engel tragen seine Seele in den Himmel.

Die Mittelbahn zeigt, ebenfalls von unten nach oben abzulesen, Szenen aus dem Leben des heiligen Mauritius, dem Anführer der thebäischen Legion und Schutzheiligen der Glasmaler. Die Inschrift im zweiten Fenster von unten (sanctus mauritiu[s] / bekerede de heyden] ist die älteste erhaltene mittelalterliche Inschrift in Hannover.

Die Kreuztragung im linken, nördlichen Fenster ist von 1908. Im rechten, südlichen Fenster sind die drei Darstellungen Heiliger mit Buch und Palme, Heiliger mit Baumstamm, Maria Magdalena mit Salbfass aus der Zeit um 1860. Die Übrigen stammen aus der Zeit um 1400.

Allen Bildern liegt die Legenda aurea des Jacobus de Voragine zugrunde.

Foto: Thomas Deutschmann

Der vergoldete mittelalterliche Sakramentsaltar, entstanden um 1480, war bis 1663 der Hauptaltar der Marktkirche. Dann musste er im Zuge des barocken Umbaus der Kirche weichen, kam in die Ägidienkirche und von dort 1856 als Leihgabe in das Welfenmuseum, die heutige Niedersächsische Landesgalerie. Dank seiner Auslagerung an einen sicheren Ort überstand er den Zweiten Weltkrieg. 1952 wurde das Altarbild nach dem Wiederaufbau der Marktkirche an seinen angestammten Platz zurück geholt.

Der ganzjährig geöffnete Flügelaltar erzählt in 21 aus Lindenholz geschnitzten Szenen die Leidensgeschichte Jesu.

Obere Reihe von links nach rechts: Einzug in Jerusalem – Vertreibung der Geldwechsler aus dem Tempel – Abendmahl und Entlarvung des Judas durch Jesus – Fußwaschung Petri durch Jesus – Gebet in Gethsemane – Verrat und Verhaftung Jesu – Verhör Jesu durch Hannas – Verhör Jesu vor dem Hohen Priester Kaiphas – Verhör Jesu vor dem Landesfürsten Herodes – Entblößung und Geißelung Jesu

Untere Reihe von links nach rechts: Dornenkrönung – Verspottung Jesu – Streit um das Todesurteil über Jesus – Vor Pilatus – Kreuzweg Jesu – Anschlag ans Kreuz – Kreuzabnahme – Grablegung und Beweinung – Totenpredigt Jesu – Auferstehung Jesu von den Toten. Die Erzählung schließt mit Christus als Richter über Tod und Leben – dem Weltgericht.

Die Kreuzigung am Kalvarienberg im Zentrum des Altars ist Im Ablauf der unteren Reihe eingereiht.

Die zehn Medaillons am unteren Rand des Altarbildes zeigen die Porträts von neun alttestamentarischen Propheten und der heidnischen Seherin Tiburtina. Unter den Propheten fällt besonders der Erzvater Jacob in den Blick. Er trägt eine Brille als Symbol für seinen Traum von der Himmelsleiter. Hier findet sich eine der wenigen mittelalterlichen Brillendarstellungen.

Weitere Informationen zum Altar finden Sie in unserem gedruckten Altarführer oder als PDF im Archiv.

Turmfenster | Foto: Thomas Deutschmann

Der Blick aus dem Mittelgang zurück nach Westen fällt auf das 1962 in der Turmwestwand eingefügte Betonglasfenster „Die Dreieinigkeit“ von Klaus Arnold (1928-2009).

Trinitatis – die Dreieinigkeit von Gott Vater, Sohn Christus und Heiligem Geist.

Oben in der Mitte leuchten die Zungen des Heiligen Geistes, darunter ist das Christusemblem (PX) eingebettet in das Symbol eines Auges. Darunter ein großes rotes Feld. Vielleicht das Symbol für Feuer, einen brennenden Dornbusch, Barriere zu Gott oder die Not der Menschen allgemein? Vielleicht auch der „Saum seines (des Herrn) Mantels erfüllte den ganzen Tempel.“ (Jes.6)?

Darunter verschiedenfarbige Streifen: Rot als Farbe der Liebe, von Gott ausgeschüttet über die Menschen. Weiß, wie die Gnade Gottes, wie der Segen, der über die Menschen ausgebreitet wird. Grün, wie die Hoffnung der Menschen.

Den unteren Rand des Motives bildet das Schiff, das sich Gemeinde nennt. Alles ist flankiert von betenden Menschen und Engeln und eingebettet in die blaue Grundfarbe, einem Symbol von Gott Vater. Auch hier wird der eigenen Deutung Raum gelassen.

Besonders im Abendlicht leuchtet das Fenster in seiner ganzen Schönheit und verzaubert den Kirchenraum.

Biografie Klaus Arnold
Abendsegler | Foto: Thomas Deutschmann

Im Eingang zur nördlichen Taufkapelle stand seit 2014 der Abendsegler auf seiner Leiter. Die Skulptur von Klaus Stümpel (1941-2015) überlässt den Betrachter und die Betrachterin mit Absicht einer Fülle von Interpretationsmöglichkeiten und Assoziationen. Ende 2022 bekam sie einen neuen Platz auf der Chorempore.

Der weit über Niedersachsen hinaus bekannte Künstler war ein Kenner von allem, was da „kreucht und fleucht“. Besonders Vögel hatten es ihm angetan. Sie waren Symbol seines über den Alltag hinausstrebenden Denkens, seiner auf Freiheit und Unabhängigkeit angelegten Lebensphilosophie. So kann auch sein Werk „Abendsegler“ in der Marktkirche verstanden werden

Die Gestalt des Abendseglers hält, an eine Leiter gebunden, eine Feder in den Händen. Eine Feder als nur noch bescheidenes Symbol für Fliegen – oder auch Nicht-fliegen–können. Betrachtet man die Gestalt von der Seite, dann erscheint sie wie der Korpus eines Kruzifixes mit den leicht eingeknickten Beinen. Die Arme sind an den Körper gebunden, hilflos, ohne Tatendrang. Der Blick der Figur ist vom Betrachter abgewandt. Die Leiter, die Jakobsleiter, mag als Weg ins Himmelreich gelten oder als Symbol für Christus, über den allein dieser Weg zu beschreiten ist.

Biografie Klaus Stümpel
Foto: Archiv Marktkirche

Die Aufstellung des „Lehrenden Christus“ von Ernst Barlach in der Marktkirche geht zurück auf das Jahr 2000, als zur Weltausstellung in Hannover die Figur im Rahmen der Ausstellung „LostParadiseLost“ in der Gebetsecke gezeigt wurde. Das kleine Kunstwerk übte auf Gemeinde und Ausstellungsbesucher große Wirkung aus - der Wunsch, dieses besondere Exponat dauerhaft zu beherbergen, entstand.

Barlach hat in dunkler Zeit – kurz vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten – eine Figur geschaffen, die leuchtet, aber nicht blendet. Sie ist von einer bezwingenden Freundlichkeit, strahlt, strahlt Demut und Bescheidenheit aus. Er hat seine Christusfigur bewusst zurück genommen. Die Haltung zeigt Jesus entspannt und unter zuhörenden Menschen. Und so erscheint Christus auch heute und von nun an immer bei uns zu sitzen.

Jesus lehrt, indem er zuhört und wahrnimmt.
Indem er sich und uns öffnet für Gottes Wirklichkeit.
Er zeigt uns, wie das geht:
Gottes Wirklichkeit, die nirgends anders sichtbar wird als in dem, der da kommt, ja, der da ist, und der sich zu dir setzt und dir zuhört.

Ende des Jahres 2022 konnte Figur schließlich dank einer privaten Spende erworben werden.

Taufbecken | Foto: Hans-Ulrich Kreisel

Die Quellen des Lebens. Die Marktkirche besitzt zwei mittelalterliche Taufbecken: eins im Südchor, das aus der zerstörten Aegidienkirche stammt, und eins im Nordchor, das vermutlich um 1500 für die Marktkirche angefertigt wurde.

Das Becken aus Messing im nördlichen Chorraum (32) schmücken zehn Figuren. Die sieben männlichen und drei weiblichen Heiligen haben ihre Attribute teilweise verloren und sind daher nicht mehr eindeutig zu zuordnen. Erkennbar sind Jakobus, der Namenspatron der Marktkirche, mit Pilgermuschel am Hut. Außerdem Petrus mit dem Schlüssel des Himmelreichs, die hl. Katharina mit Schwert, die hl. Barbara mit Turm und die hl. Dorothea mit Blumenkorb.

Am Standfuß des Messingbeckens fallen zehn Drachen mit weit aufgerissenen Mäulern und langen Schwänzen auf. Sie symbolisieren die Befreiung des Menschen durch die Taufe (Ps. 74: Gott zerbricht die Köpfe der Drachen im Wasser)

Das Bronzebecken im südlichen Chor (41) wird von Löwen getragen. Von den Heiligen, die das Taufbecken umstellen, sind aufgrund ihrer Attribute nur Johannes der Täufer mit dem Lamm und Maria Magdalena mit einem Salbgefäß zu erkennen.

Der Standort im südlichen Seitenschiff eröffnet den Blick auf alle vier Orgeln der Marktkirche. Hoch oben auf der Empore in der südwestlichen Ecke des Kirchenschiffes thront die große Goll-Orgel (51). Die Chorempore beherbergt seit 2008 die Eule-Orgel (53). An wechselnden Standorten in der Kirche finden Sie die italienische Orgel von Fabrizio Cimino (52) und die Truhenorgel aus der Werkstatt von Jürgen Ahrend (54).

Orgeln

Das Reformationsfenster von Markus Lüpertz soll seinen Platz im mittleren Fenster der Südseite einnehmen.

Weitere Informationen hierzu finden sie unter:

Reformationsfenster
Foto: Astrid Steinhardt

Beim Verlassen des Kirchenraums gerät ein mächtiger Steinblock über der Glastür in den Blick. Er wurde 1962 von dem Nürnberger Bildhauer Heinz Heiber (1928–2003) geschaffen und hat den anspruchsvollen Titel: „Der Auftrag Christi an die Christen und ihre Stellung in der Welt“.

Was sofort in den Blick fällt sind ein stürzender und ein hinter ihm stehender Mensch, sieben Schlangenwesen und eine von oben kommende Hand. Weitere bedeutungsvolle Einzelheiten und Symbole ergänzen das Motiv.

Der Auftrag des großen Steins mit seinem Relief begleitet den Besucher in den Alltag hinaus - als gewichtige Mahnung, aber auch als Ermutigung, den Menschen in unserem Leben im Sinne Jesu Christi zu begegnen

Biografie Heinz Heiber
Türgriffe | Foto: Hans-Ulrich Kreisel

Die bronzenen Türgriffe an der Glastür gestaltete Kurt Lehmann (1905–1997) aus Hannover, dessen Bildwerke verschiedentlich im Stadtbild zu finden sind. Der Bildhauer verwendete die Symbole der vier Evangelisten: Engel (Matthäus), Löwe (Markus), Stier (Lukas) und Adler (Johannes).

Stiftung Kurt Lehmann
Portal | Foto: Michael Abid

Die bronzenen Portalflügel von 1959 von Gerhard Marcks (1889–1981), stiftete die Stadt der Kirche zu ihrem 600jährigen Bestehen.

Die Tür zeigt das Leben des Menschen in Zwietracht und Eintracht – discordia et concordia. Zwiespalt und Feindseligkeit, aber auch Harmonie und schöpferische Kraft, verbunden mit dem Lebensbaum und gekrönt durch den auferstehenden Christus, der das ganze Leben erlöst hat.

Auf der Innenseite der Flügel sind die Namenspatrone der Kirche, St. Georg und St. Jacobus d. Ä., in Ritztechnik abgebildet. Die beigefügten Inschriften weisen auf den Stifter und das Alter der Kirche hin.

Zwei Bibelverse verabschieden den Besucher: "Wir sind Fremdlinge und Gäste vor dir, wie unsere Väter alle, unser Leben ist wie ein Schatten." (1 Chr 29,15.) "Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten und von Herzen dir nachwandeln." (Ps 84,6.)

Biografie Gerhard Marcks

Erst wer sich einige Meter entfernt, kann die ganze imposante Wucht des Turmes erfassen.

Mit seinen fast 100 Metern Höhe ist der Turm der Marktkirche seit mehr als 600 Jahren das höchste Gebäude in der hannoverschen Altstadt - und bis heute das Wahrzeichen der niedersächsischen Landeshauptstadt.

Anfang des 14. Jh. war mit dem Bau der Kirche begonnen worden, der rund 90 Jahre später abgeschlossen war. Nachdem „die Bauleuthe müde und im Säckel krank worden“, musste auf einen großen und imposanten Turmhelm verzichtet werden. Stattdessen setzte man mit dem Dachreiter ein verkleinertes Abbild des ursprünglich geplanten Turmes auf das Kreuzdach.

Im Giebelbereich des Turmes fallen auf allen vier Seiten gemauerte Ornamente ins Auge. Kleine Medaillons zeigen Gabel- und Radkreuze. In den Giebelspitzen finden sich vertiefte Lateinische Kreuze. Darunter jeweils ein Sechseck (Hexagramm), bzw. Fünfeck (Pentagramm). Alle Symbole haben einen christlichen Bezug.

Bis 1907 versahen die Turmwächter ihren Dienst im Turmhelm - fast 75 Meter über der Straße. Zu ihren Aufgaben gehörten neben der Warnung vor Gefahren auch die Bedienung der Uhr (seit 1393) und der Glocken.

Die alten Glocken der Marktkirche gingen in den beiden Weltkriegen verloren. Die meisten wurden als Rohstoffquelle für die Waffenproduktion beschlagnahmt und eingeschmolzen. Die letzte wurde im Juli 1943 zerstört, als der Turm nach einem Luftangriff auf Hannover ausbrannte.

Heute erklingt im Turm ein elfstimmiges Geläut. Die mehr als 10 Tonnen schwere Christus- und Friedensglocke kam 1960 als letzte und zum Abschluss des Wiederaufbaus in den Turm. Sie ist die größte Glocken Niedersachsens und ertönt nur zu den hohen Festtagen und zu besonderen Anlässen.

Hören Sie hierdie Glocken der Marktkirche

Hören und sehen Sie die Glocken der Marktkirche
Foto: Sybille Felchow

Nur wenige Meter vom Hauptportal entfernt ist im Straßenpflaster ein Kreuz eingelassen. Von diesem Punkt sind die Türme der vier Innenstadtkirchen zu sehen: im Westen die Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis, jenseits der Leine, im Norden die Kreuzkirche St. Crucis, im Süden St. Ägidien und im Rücken der Marktkirchenturm.

Hören und sehen Sie die Glocken der Marktkirche